Samstag, 6. Juli 2013

Offene Beziehungserlebnisse Teil 1

0. Vorwort:

Theorie ist schön und gut, doch was ist die Theorie ohne die Praxis? In diesem Teil möchte ich ein paar meiner persönlichen Erlebnisse schildern. Da sie teilweise schon einige Zeit her sind und aufgrund von Persönlichkeitsrechten Beteiligter Personen, werde ich oft nicht richtig ins Detail gehen können. Ich bitte dafür um Verständnis. Auch erhebe ich keinen Anspruch auf Vorbildhaftigkeit oder Vollständigkeit. Die wertvollsten und glücklichsten Momente polyamorer Erfahrungen lassen sich ohnehin nur schwer in Worte fassen. Bei folgenden Berichten geht es vor allem um einen lockeren und wohlwollenden Umgang mit angeblicher "Konkurrenz". Da ich alles aus der Erinnerung schreibe, ist auch keine chronologische Reihenfolge vorhanden. Kurze Gesprächsfetzen erhalten hier ebenso Beachtung wie längere Erlebnisse.

1. Nach einem gemeinsamen Rofabesuch (irgendwann zu Beginn unserer Beziehung)
...liegen wir nebeneinander angekuschelt im Bett. "Ich habe heute mit zwei Männern rumgemacht", meint Eva. "Ich mit drei Männern", erwidere ich wahrheitsgemäß und mit einem süffisanten Lächeln.
 
2. Die Angst ist meist schlimmer als die Realität
Ich war wohl etwa ein halbes Jahr mit Eva zusammen, als ich R. kennen lerne. R. verwirft innerhalb eines Abends all ihre moralischen Prinzipien. Die Geschichte an sich wäre schon einen eigenen Artikel Wert, an dieser Stelle sei nur gesagt: Nachdem sie mich vorab aufklärt, dass Küssen beim ersten Treffen gar nicht ginge und sie erst Recht niemanden mit zu sich nach Hause nehmen würde und sowieso sexuelle Kontakte grundsätzlich nur innerhalb einer (monogamen) Beziehung stattfinden dürften, landen wir nach vielleicht vier Stunden bei ihr zu Hause. Die Initiative geht von ihr aus. Ich mache ihr vorab klar, dass ich gerne meinen Spaß habe und nicht für die Monogamie geschaffen sei. Sieg der Emotionen über die Moral! Um sie nicht gänzlich zu überfordern, konfrontiere ich sie erst nach und nach mit den Details meiner Einstellung zum Thema Liebe (heute handhabe ich das ein wenig anders). Besonders schwer zu knabbern hat sie an der Tatsache, dass ich schon eine feste Freundin habe. Offenbar hat sie Hoffnungen gehegt, mich irgendwie umstimmen zu können. Mit der Zeit findet sie immer mehr Gefallen an offenen bzw. polyamoren Konzepten. Doch kommt sie auch nach vielen Monaten noch nicht damit klar, dass da noch Eva war. Eines Tages schlage ich R. vor, dass sie Eva mal persönlich kennen lernen solle und es ihr dann damit vielleicht besser ginge. Trotz ihrer Ablehnung richte ich es ein, dass die beiden sich begegnen (Eva setzte ich natürlich in Kenntnis). Sobald sie Eva sieht, sind R.'s Angst und Bedenken wie weggeblasen. Sätze wie "Hach, jetzt versteh ich warum ihr euch so liebt und diese Art von Beziehung führt" und "Ich glaub, ich hab mich auch ein wenig in Eva verliebt" sowie "Ich bin froh dass du das so eingefädelt hast, ich hab jetzt kein Problem mehr damit", sind nur ein paar Beispiele, was ich die Tage darauf zu hören bekomme. Die Monate darauf unternehmen wir auch einige Male etwas zu dritt, zwischen den beiden entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis.
Inzwischen lebt R. wieder in einer monogamen Beziehung, führt diese jedoch weitaus gelassener und stressfreier als ihre vorherigen monogamen Beziehungen, was sie u.a. auf ihren Ausflug in die Freiheit zurückführt. Wir sind nach wie vor befreundet - eben zur Zeit ohne "Extras".

3. Pizza
Ich betrete Eva's Wohnung. Sie hat gerade von F. Besuch. Die beiden futtern eine Tiefkühlpizza. Ich geselle mich hinzu. F. habe ich schon zuvor flüchtig kennen gelernt. Ich mag ihn. Wir führen Small Talk über dies und das. Irgendwann debattieren F. und ich darüber, wer oder was Tom Bombadil ist und wie die Valar vom Hinscheiden von Gandalf dem Grauen erfahren haben (er tippt auf Radagast). Eva versteht zunehmend nur Bahnhof. Ich betrachte zunehmend sehnsüchtig die Pizza. F. bemerkt dies und fragt: "Willst auch ne Pizza? Es ist noch ausreichend da." Ich nehme das Angebot gerne an: "Klar, da sage ich nicht nein." Er steht auf und verlässt das Zimmer in Richtung Küche: "Alles klar, ich schieb dir eine rein." - "Du meinst in den Ofen, oder?" - "Ich sehe, wir verstehen uns."




1 Kommentar:

  1. HOCHINTERESSANT!!! Bitte mehr davon. Ich fühle mich so aufgeklärt und erleuchtet. =)

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